mehr Infos zu hohes C

Patrizia läuft: Der Graz Marathon - das große Finale

Der krönende Abschluss des hohes C Laufcoachings

Das Ziel war zum Greifen nahe. Nur mehr ein paar hundert Meter geradeaus und dann links. So lange habe ich mich dafür vorbereitet. Was für ein unglaubliches Gefühl und gleichzeitig diese Sentimentalität, dass es nun gleich vorbei ist…

Endlich war er also da, der Tag des Marathons. Die Woche davor war ruhig verlaufen, ich fühlte mich ausgeruht und fit. Am Vortag hatten wir noch eine kleine Runde durch Graz gedreht, am Abend Pasta gegessen und alles hat sich gut angefühlt. Mein Ziel war, knapp unter 4 Stunden die Ziellinie zu überschreiten. Aber meine Nervosität am Wettkampftag war wieder einmal grenzenlos.

Der Tag der Wahrheit

Zum Frühstück gab es für mich einen halben Liter Elektrolytgetränk, Kaffee, Wasser und ein Buttersemmerl mit Honig. Hunger hatte ich keinen, ich war ziemlich angespannt und ich kann nicht mehr sagen, wie oft ich nervositätsbedingt die Toilette aufgesucht habe. Aber ich hatte gewissenhaft trainiert in den letzten Monaten und mein Ziel sollte erreichbar sein.

Draußen war es richtig frisch mit 6 Grad, bei leichtem Nieselregen. Ungefähr eine Stunde vor dem Start trafen wir bei der Grazer Oper beim Startbereich ein. Mir war kalt, ich fühlte mich planlos und war froh, dass ich nicht allein war. Beim kurzen Einlaufen fühlte sich der Regen im Gesicht sehr unangenehm an. Ich konnte mir noch nicht so ganz vorstellen, was da jetzt auf mich zukommen wird. Bei der Kälte mit kurzer Hose und kurzem T-Shirt laufen? Kann ich die 5:40er Pace halten über die lange Distanz? Wann geht´s los in den Startblock? Schnell die langen Sachen ausziehen, die Schuhbänder ordentlich binden, noch einen Schluck trinken und schon standen wir mit Regenponcho am Start. Ines mit einer Wunschzeit von 3 Stunden 15 Minuten ziemlich weit vorne und Meli knapp hinter mir, beim Pacemaker für eine Zeit von 4 Stunden 15 Minuten. Ich hatte den Luxus, eine persönliche Streckenbegleitung zu haben: Klaus. Er hat bereits bei unzähligen Marathonbewerben und Laufprojekten mitgemacht und sich spontan bereit erklärt, mich zu begleiten. Als Steirer ist der Graz Marathon für ihn ein Heimspiel. Das war ein gutes Gefühl, einen erfahrenen Marathonläufer an meiner Seite zu haben.

Startzeit: 10 Uhr

Dann ging alles sehr schnell, ich war auf den ersten Metern noch damit beschäftigt mir den Regenponcho abzustreifen und schon waren wir auf der Strecke. Das Tempo fühlte sich gut an, wir waren von Anfang an knapp unter den geplanten 5:40min/km. Die Kälte war verflogen, die Herzfrequenz pendelte sich zwischen 150 und 155 ein und so blieben wir bei diesem Tempo. Die erste Hälfte haben wir mit zwei Minuten Puffer absolviert, das ging gut und war relativ kurzweilig. Für uns Marathonläufer:innen war der Rundkurs zweimal zu bewältigen. Michael Buchleitner, das hohes C Team und unsere Männer hatten sich über die Strecke zum Anfeuern verteilt und auch sonst gab es viel zu sehen. Neben den Sightseeing-Highlights von Graz beobachtete ich viele spannende Laufstile und Schuhe, einen Zehenschuhläufer und auch einen Barfußläufer. Ein Typ mit Megafon, der sichtlich amüsiert über seine eigenen Anfeuer-Sprüche war, Trommelgruppen, eine Sambagruppe und weitere Musikstationen sorgten für Unterhaltung.

Die zweite Runde

In der zweiten Runde hatten wir noch einen jungen Mitläufer aus Hannover, der seinen ersten Marathon absolvierte. Sein längster Lauf bisher waren 26 Kilometer gewesen und er war dankbar, dass er sich bei uns dranhängen konnte. Er war am Tag vor dem Marathon mit Freunden aus Klagenfurt angereist, wo er studierte, und seine Freunde hatten das Grazer Nachtleben genossen. Sie würden irgendwo nach Kilometer 30 am Streckenrad stehen, meinte er. Bei Kilometer 33 war es dann so weit: Bei den Freunden handelte es sich jedoch nicht wie in meiner Vorstellung um drei Burschen mit Bierdosen in der Hand, nein, es waren um die zehn Mädels, die laut kreischend vor Freude wie aufgeregte Groupies auf die Strecke hüpften und ihrem Studienkollegen ein paar Meter nachliefen. Ein großartiges Bild, das ich leider mangels Kamera nicht festhalten konnte.

Nebenbei gab es immer wieder Motivation und ein paar unterhaltsame Geschichten von Klaus, sowie laufend Aussichten auf die noch verbleibende Strecke – also was uns noch wo erwarten wird, wie sich der Wind voraussichtlich verhalten wird, wie man die kurzen Anstiege am besten meistert etc. – Ich fühlte mich sehr gut unterhalten. Wir lernten auch von Klaus, dass die Kilometerrechnung der Marathonstrecke eigentlich nur bis 40 geht: danach komme nur noch ein etwas mühsamer Kilometer und den Rest der Strecke würden einen die Glückshormone und die Stimmung am Streckenrand ins Ziel tragen. Das haben wir gut verinnerlicht: Auch unser von seinem Fan-Club gespushter Mitläufer meinte bei Kilometer 37, dass jetzt nur noch 3 Kilometer zu schaffen wären.

Ich war überrascht, dass ich das Tempo so konstant halten konnte, auch als zwischendurch Wind aufkam und sich die Herzfrequenz auf knapp über 160 Schläge pro Minute einstellte.  Es ging mir gut, seit Kilometer 14 spürte ich zwar ein leichtes Ziehen im rechten Oberschenkel und seit Beginn der zweiten Runde meldete sich meine rechte Achillessehne immer wieder, aber das war harmlos.

Endspurt

Der kleine Anstieg drei Kilometer vor Schluss war kurz etwas mühsam und dann war es auch schon so gut wie geschafft. Ich konnte das Tempo noch ein bisschen steigern und kurz darauf ging es auf die Zielgerade. Ich war irgendwie überwältigt von meinen Gefühlen, die von Endlich geschafft über Das war es jetzt? bis zu Oh nein, schon vorbei reichten. Es fühlte sich so unwirklich an und war doch so real.

Laut meiner Uhr war die Marathondistanz bereits einige hundert Meter vor dem Ziel mit einer Zeit von 3:50:42 erreicht, die offizielle Zeitnehmung zeigte 3:53:14. Völlig egal, ich war einfach happy, dass der Plan aufgegangen ist und ich mein Ziel von unter 4 Stunden so leicht erreichen konnte. Das Training und die anstrengenden Wochen hatten sich gelohnt.

Im Zielbereich erfuhr ich, dass Ines mit einer Zeit von 3:14:05 drittschnellste Frau geworden ist und als ich umgezogen war, kam auch schon Meli überglücklich bei 4:12:91 ins Ziel. Auch Tanja, unsere vierte Läuferin im Bunde, hatte ihre Zielzeit von unter einer Stunde beim Viertelmarathon mit einer Zeit von 00:54:48 klar unterboten. Alle Ziele erreicht, alle happy – auch unser hohes C Laufcoach Michael Buchleitner.

Ganz habe ich es noch immer nicht realisiert, dass das Training nach Plan jetzt vorbei und der Marathon geschafft ist. Aber es fühlt sich gut an. Und ich werde es sicher wieder tun.