mehr Infos zu hohes C

Patrizia läuft: Einblicke ins Marathon-Training

Der schmale Grat zwischen Leiden und Leidenschaft und die ewige Frage „Wie bitte soll sich das alles ausgehen?“

Für das Marathon-Training braucht man nicht nur Ausdauer, sondern auch viel Zeit. Und nicht immer ist es leicht, sich diese Zeit neben dem „ganz normalen Wahnsinn“ im Leben auch freizuschaufeln.

Marathon: Ein zeitintensives Hobby

Job, Familie, Partner, Freunde und andere Freizeitbeschäftigungen – gar nicht so easy, das alles unter einen Hut zu bringen. Wenn dann am Marathon-Trainingsplan noch fünf Laufeinheiten mit einer Gesamtdauer von bis zu 9 Stunden reiner Laufzeit stehen, kann das schon mal eine ziemliche Challenge werden.

Bei mir wird das Programm gerade immer dichter, sowohl beruflich als auch privat. Vier Wochen sind es jetzt noch bis zum Graz-Marathon und ich merke, wie ich immer mehr ans Limit komme. Weil es mir auch schwerfällt, Dinge abzusagen, die ich eigentlich gerne mache. Jetzt heißt es durchbeißen – ich probiere es sportlich zu nehmen und sehe es als Teil des „Trainings“ für den Marathonlauf…

 

Eine Trainingswoche im August

Auch im August war es schon des Öfteren recht fordernd, die Zeit für die Trainingsläufe einzuplanen – nicht nur aufgrund der Hitze. Hier seht ihr als Beispiel die Trainingswoche von 16. bis 22. August:

  • Mo: Dauerlauf regenerativ 45min
  • Mi: Dauerlauf 5km leicht / 10km mittel / 5km leicht
  • Fr: Dauerlauf leicht 10km, Gymnastik & Koordination
  • Sa: 5x 2.000m extensiver Lauf mit je 1km traben dazwischen plus Ein- und Auslaufen
  • So: 30km Dauerlauf lang und leicht

„Wie bitte soll sich das alles ausgehen?“ Am Montag schaffte ich es nicht, die 45 Minuten zu laufen. Der Tag war zugepflastert mit Terminen. Dafür habe ich in der Mittagshitze eine 30-minütige Mobility-Einheit indoor gemacht und den Lauf auf Dienstagabend verschoben. Auch der Mittwoch war stressig, aber machbar: Mir blieb zwischen Arbeit und Massagetermin ein 2 Stunden Zeitfenster für die 20km. Das ging sich gut aus, in 1 Stunde 50min war ich durch mit dem Wechseltempo-Lauf. Trotzdem kam ich ziemlich abgehetzt bei der Massage an. Donnerstagabend war ich länger unterwegs und ja, es war auch Alkohol im Spiel – die 10 Kilometer am Freitag wollte ich deswegen nicht gleich in der Früh laufen. Aber ich wusste, je später ich laufe, desto weniger Pause werde ich bis zur nächsten Laufeinheit haben. Diese kürzeren Einheiten laufe ich ja gerne direkt von daheim oder vom Büro weg, weil das Zeit spart, doch für manche Läufe muss man auch noch die Anreisezeit miteinplanen – wie zum Beispiel für die 5x 2km Intervallläufe am Samstag. Wieder ein Wochenende ohne Ausschlafen. Samstagfrüh in die Prater Hauptallee, Sonntagfrüh für die 30km nach Nussdorf auf den Donauradweg Richtung Tulln – mittlerweile meine Stammstrecke für die langen Läufe. Sonntagnachmittag war dann nix mit Ausrasten, auch den hatte ich bereits mit Freunden verplant.

Das Ende ist absehbar

Und so geht das dahin, Woche für Woche. Manchmal sind es nur vier Laufeinheiten, aber das hält mich nicht davon ab, die trainingsfreien Tage anderweitig zu verplanen. Ich mache eh schon Abstriche, aber ich will dem Marathon auch nicht zu viel Gewicht geben in meinem Leben. Und irgendwie doch. Momentan bin ich fast nur mehr am „Abarbeiten“ des Trainingsplans, nicht jeder Lauf bereit mir auch wirklich Freude. Ich bin müde.

Aber warum mache ich es dann eigentlich? Ganz sicher bin ich auch nicht. Es ist eine Frage der Zielsetzung und Zielerreichung und ein Marathon unter vier Stunden ist auch ein bisschen so eine „Bucket-List“- oder „Things to do in Life“-Sache, für mich zumindest. Dazu gehört jedenfalls eine große Portion Ehrgeiz, etwas Leidensfähigkeit und wahrscheinlich muss man auch ein bisschen verrückt sein.

Ich fiebere dem Event schon sehr entgegen. Ich freu mich auf den gemeinsamen Ausflug nach Graz mit dem Hohes C Laufcoach-Team, natürlich auf den Marathon selbst und ich nehme mir auch vor, nicht enttäuscht zu sein, wenn es sich in vier Stunden doch nicht ausgeht. Ich freu mich auch besonders auf die trainingsflexible Zeit danach. Zwei Sommer nach Trainingsplan trainieren war super, vor allem in der Zeit, wo ich kaum andere Herausforderungen und Pläne hatte. Aber jetzt ist es dann auch wieder gut. Ich freu mich darauf, wieder ganz nach Lust und Laune die Dinge, für die jetzt kein Platz war, wie Crossfit oder Spinning zu machen. Sicher werde ich nach wie vor laufen gehen – wenn es passt und mir Spaß macht. Deswegen: Ein Jahr Marathon-Pause und dann werde ich 2023 das Projekt WACHAUmarathon erneut angehen. Nach einem Jahr sind die Strapazen längst vergessen und ich werde wieder voller Elan bei der Sache sein. Ich hab mir schließlich fix vorgenommen, alle 3 Distanzen in der Wachau zu laufen – und es fehlt eben noch die Marathondistanz.

Nicht mehr ganz vier Trainingswochen. Ich beginne gerade wieder mit dem Schieben der Laufeinheiten am Plan, da ich diese Woche weder Dienstag noch Donnerstag zum Laufen komme. Dann eben Montag und Mittwoch. Und jetzt muss ich los, ich hab noch was vor am Abend und möchte den 60min Lauf von morgen noch schnell unterbringen. Schritt für Schritt, Tag für Tag. Und es geht sich alles immer irgendwie aus.