Warum man auf Tipps von Profis hören sollte: Ein Erfahrungsbericht.
„Move right before you move often“. Gerade erst gehört von Larissa Kleinmann im Podcast Rennsandale. Klingt eigentlich sehr einleuchtend. Aber können wir nicht alle ohnehin richtig laufen? Schließlich machen wir das ja schon fast unser ganzes Leben lang. Ich wollte es jedenfalls genau wissen und habe mich vor dem Training für den ersten Halbmarathon 2014 zu einer Videoanalyse überreden lassen.
Laufstil-Videoanalyse
Na klar macht das Sinn. Ich will ja schließlich meinem Körper beim Laufen etwas Gutes tun und ihm nicht schaden. Also lief ich ein paar Mal am Stadion Parkplatz auf und ab, Triathlon-Trainerin Renate Schneider hat mich dabei gefilmt und – Bämm – innerhalb weniger Minuten wurden all meine Defizite aufgedeckt: Zu wenig Anfersen, zu geringer Kniehub, zu langer Bodenkontakt, ungenügend Abdruck, Hüfte zu tief und zu weit hinten, Rumpf instabil, Blick auf den Boden gerichtet und so weiter und so fort. Puh, so hatte ich mir das nicht vorgestellt! Gab es überhaupt etwas, das ich beim Laufen richtigmachte? Obendrauf bekam ich noch das Feedback, dass mein rechter Fuß eine Schonhaltung einnimmt, möglicherweise aufgrund einer alten Verletzung. Es gab also jede Menge zu tun. Oder besser gesagt: das hätte es gegeben. Ich bekam einen Plan, wie ich an meinen Defiziten arbeiten konnte – für jedes „Problem“ gab es einige Übungen und außerdem eine Empfehlung für einen Sportorthopäden. Aber irgendwie fand ich diese Übungen entweder langweilig, anstrengend oder einfach nur mühsam. Und einen Arzt aufsuchen wollte ich schon gar nicht. Schonhaltung. Also ich spürte nichts. So verschwanden nach einiger Zeit der Plan in einer Schublade und dann auch jegliche Gedanken daran. Und ein Jahr später hatte ich die tolle Idee, die volle Marathon Distanz zu laufen…
Vom Marathontraining in die Laufpause
Eine Zeit lang ging das auch gut mit dem Trainingsplan. Nach den langen Läufen hatte ich oft noch einige 100m-Steigerungsläufe am Programm – und da hat es dann auf einmal begonnen, das Ziehen im rechten Oberschenkel. Ich begann noch mehr zu dehnen, aber der Schmerz wanderte Richtung Hüfte und ich war ratlos. Ich machte Pause, ging zum Masseur, zum Osteopathen, zum Physiotherapeuten, bekam eine Injektion beim Orthopäden – aber das Ziehen ging nicht weg. 5 Wochen vor dem Marathon lief ich dann meine letzte Trainingseinheit. Ich wusste genau, das war es jetzt. Und es schmerzte fürchterlich, nicht nur in der Hüftbeuge, sondern auch im Herzen.
Leidensweg Knochenmarködem
Irgendwann kam dann die Diagnose: Knochenmarködem im rechten Oberschenkelhalsknochen. Völlige Entlastung war angesagt, eine Woche Infusionskur liegend im Krankenhaus und dann 6 Wochen Krücken. Doch kein Arzt konnte mir sagen, wie das denn eigentlich passiert war. Viele Monate später, als sich das Knochenmarködem wieder fast vollständig aufgelöst hatte, kam durch den Besuch bei einer Podologin endlich Licht ins Dunkel. Bei einer Fußanalyse am Laufband stellte sich heraus, dass mein rechter Fuß keine Dämpfungseigenschaft besaß und deswegen der Aufprall von jedem Laufschritt übers Knie hinauf Richtung Hüfte bzw. Oberschenkelhalsknochen gegangen war. Schonhaltung am rechten Fuß – da war doch was gewesen… Tja, wäre ich damals nach der Videoanalyse gleich zum Sportorthopäden gegangen, hätte ich mir wahrscheinlich einiges erspart.
Der Weg zurück
Ich bekam podologische Einlagen, die meine Fußsohlen entspannten und irgendwie gleichzeitig die Fußmuskulatur wiederaufbauten. Ein paar Monate und ein paar Termine beim Osteopathen später, begann ich langsam wieder mit dem Lauftraining. Aber anfangs lief ich alles andere als rund. Ein verzweifelter Versuch, beim Laufen von einen Tag auf den anderen auf Vorderfußtechnik umzustellen, führte nach 12km zu extrem verhärteten Waden und noch mehr Frust. Langsam kam ich endlich zur Vernunft und fing an, mich anderen Sportarten zu widmen. Ich begann mit Crossfit, kaufte das alte Rennrad einer Freundin, besuchte Yoga-Kurse und machte Kraultechnikkurse. Das Laufen wurde zur Nebensache und innerhalb weniger Monate merkte ich bereits erste positive Veränderungen am Körper.
Den Status Quo vor dem ersten Halbmarathon zu erheben, war vom Ansatz her sicher eine super Idee – es scheiterte dann jedoch an der Ausführung 😉 Sich mit Lauftechnik zu beschäftigen, macht aus meiner Sicht auf jeden Fall Sinn. Das Lauf-ABC ist ein guter Anfang und Stabilität sowie Mobilität das Um und Auf. Mehr zum Thema Lauf ABC gibt’s hier auf der hohes C Website Lauftipps | Hohes C